Fossile Thripse – Paläoentomologie an der Grenze des Möglichen
Fossile Thripse – Paläoentomologie an der Grenze des Möglichen
Die Arbeit an fossilen Thripsen stellt einen ganz besonderen Reiz dar, ist aber gleichzeitig eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Viele Faktoren, wie die winzige Größe der Fossilien an sich, deren Lage und Zustand, aber auch die Matrix, in der das Fossil eingeschlossen ist, nehmen Einfluss auf die Erkennbarkeit wichtiger Merkmale. Abdrücke in Kalk, Kohle oder Kalisalzen sind meist schlecht erhalten und dadurch für eine Bestimmung oder Beschreibung nur in Ausnahmefällen verwertbar. Als »Fenster in vergangene Zeiten« hingegen ist Bernstein bekannt. Wie viele andere Insekten sind auch Thysanopteren als Inklusen in den fossilen Harzen – die zum Teil 120 Mio. Jahre alt sein können – oft in hervorragendem Zustand zu finden. Der Blick in die Vergangenheit kann aber auch im Bernstein getrübt sein: Risse und Eintrübungen im Harz, Luftblasen oder Syninklusen können wichtige Bestimmungsmerkmale verbergen. Zudem kann die Beurteilbarkeit dieser Merkmale durch Unebenheiten an der Oberfläche der Bernsteine, und die daraus resultierenden optischen Verzerrungen, erschwert sein. Besonders stark sind die negativen Einflüsse, wenn die Inkluse tief im Harz liegt. Häufig bewegt sich die Arbeit mit fossilen Arten nahe am Limit der Durchführbarkeit. In vielen Fällen ist erst nach der Präparation zu erkennen, ob eine Inkluse tatsächlich den Anforderungen für taxonomische Studien entspricht.
Präparation
Für wissenschaftliche Untersuchungen ist es immer unumgänglich, so nahe wie möglich von oben und unten an die eingeschlossenen Insekten heranzuschleifen. So entstehen dünne Bernsteinscheibchen, die man zur Konservierung und besseren Handhabung in Kunstharz einschließt. Sinnvoll ist es dabei Kunstharzblöcke herzustellen, die in ihren Maßen Standard-Objektträgern entsprechen und in denen das Fossil exakt mittig liegt. Letzteres erleichtert die Arbeit bei Artenvergleichen, da man nicht erst das Objekt suchen muss. Eine Anleitung zur Herstellung solcher Kunstharzpräparate finden Sie im Folgenden:
1.) Die Thrips-Inkluse wird am besten mit einer Diamant-Trennscheibe (Dremel) aus dem Bernstein herausgesägt. Der Thrips sollte in dem entstehenden Scheibchen dorsoventral liegen. Dieses Scheibchen wird nun in eine Dicke von 2 – 3mm geschliffen, und aufpoliert (Nassschleifpapier: Körnungen 400, 1000, 2000, 3000, 5000; dann Poliertuch mit Zahnpasta).
2.) Das Scheibchen wird nun in eine Negativ-Form gelegt. Der Thrips liegt dabei zentriert und mit dem Kopf zum unteren Rand hin ausgerichtet. Nun erfolgt die Einbettung in Kunstharz (XOR-Chrystal-Resin).
3.) Nach dem Aushärten wird der Rohling der Form entnommen und auf die Größe eines Standard-Objektträgers (76 x 26 mm) zugeschliffen.
4.) Nach Aufpolieren der Seiten und Kontrolle der Lage der Inkluse wird nun unter Wasserkühlung die Fläche des Rohlings mit den oben genannten Körnungen plan abgeschliffen. Abschließend wird der fertige Kunstharzblock aufpoliert.
5.) Da beim Schliefen meist auch der Bernstein mit angeschliffen wird, sollte dieser erneut gegen Oxidation geschützt werden. Hierzu kann man unter Staubschutz die aufpolierten Kunstharzblöcke in Lack tauchen. Besonders geeignet ist der Einkomponenten-Polyurethan-Lack Acrüdur R40 (Adolf C.C. Rüegg GmbH & Co, Norderstedt).
Neben der guten Sichtbarkeit der Inkluse und der hervorragenden Handhabbarkeit solcher Präparate, bietet die Größe der Standard-Objetträger die Möglichkeit der Aufbewahrung in herkömmlichen Präparatekästen.
Mikroskopische Untersuchung
Die mikroskopische Untersuchung der winzigen Inklusen erfordert spezielle Untersuchungstechniken und eine besondere optische Ausstattung. Die Betrachtung der Präparate im Durchlicht ist nicht möglich, da die Inklusen hier lediglich als schwarze Umrisse erscheinen. Die besten Resultate erzielt man durch eine Kombination von schwachem Durchlicht, mit dem Aufflicht mehrerer LED-Lampen. Farbfilter können dabei helfen, die Inkluse optisch von der gelblichen Matrix abzuheben.
Um überhaupt von oben beleuchten zu können, sind besondere Mikroskopobjektive mit weitem Arbeitsabstand notwendig (z.B. Nikon M Plan 20x ELWD 210mm und M Plan 40x ELWD 0.5NA 210mm).
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