Gewittertierchen – was dahinter steckt …
Gewittertierchen – was dahinter steckt …
Viele abiotische Faktoren bestimmen das Flugverhalten von Thysanopteren. So z.B. Licht, Tageslänge, Wind, Luftdruck und natürlich auch die relative Luftfeuchte und die Temperatur. Schwarmflüge einiger Arten (v.a. Limothrips cerealium und Limothrips denticornis, aber auch Frankliniella intosa) treten oft an warmen, trockenen Sommertagen auf. Die auslösenden Faktoren zum Schwärmen an sich (also dem Abflug aus aus den Habitaten) sind dabei Temperaturen von mindestens 20°C, beständiges Wetter und ein Taupunkt zwischen 5°C und 15°C. Natürlich kann an solchen Tagen auch eine gewisse Gewitterwahrscheinlichkeit herrschen und dadurch das Phänomen des Massenauftretens der Tiere an Gewitter gekoppelt erscheinen.
Gewittersituationen nehmen durch elektrische Feldschwankungen durchaus großen Einfluss auf das Verhalten vieler Tiere, so auch auf Thysanopteren. Allerdings nicht in der Art, dass diese dabei nun günstige Witterungsbedingungen fänden; das massenhafte Auftreten der Tiere wird keineswegs durch das Gewitter initiiert. Vielmehr versuchen die in sämtliche Luftschichten dispergierten Thysanopteren in Massen zum Boden zu gelangen und zu landen. Hier steigert sich ihre Individuendichte. Als Auslöser dieses Verhaltens kommen nach bisherigen Erkenntnissen ausschließlich Änderungen der elektrischen Feldstärke in der Luft in Betracht, die bei Gewittersituationen 50kV/m erreichen können (normal: 0,1kV/m), oder die hohe Dichte unipolarer Ionen. Auch von anderen Insekten ist bekannt, dass deren lokomotorische Aktivität durch hohe Feldstärken negativ beeinflusst wird. So verhält sich Drosophila (Diptera: Drosophilidae) bei einer Feldstärke von 6kV/m recht inaktiv. Bei 75kV/m werden die Fliegen dann völlig inaktiv. Insekten kleiner Körpergröße werden durch Änderungen der elektrischen Feldstärke besonders beeinflusst und stellen jegliche Flugaktivität bei ca. 8kV/m ein.
Als Rezeptoren elektrischer Feldstärken kommen bei Thysanopteren die kegel- oder gabelförmigen Sensoren (am dritten und vierten Fühlerglied) in Betracht.
Die in Massen auftretenden Tierchen werden lästig, da sie angelockt v.a. von gelber/weißer Kleidung auch auf dem Menschen landen und nun versuchen sich zu verkriechen. Dabei gelangen sie auch auf die Haut. Da man an schwülwarmen Tagen schwitzt, saugen die Tiere Schweiß und dringen so nicht selten mit ihren Maxillen in die Haut ein. Die Folge sind Juckreizerscheinungen und eventuelle Entzündungen bei empfindlichen Menschen. Ein wirkliches Blutsaugen wurde nach Literaturangaben bisher nur bei wenigen Arten (z.B. Karnyothrips flavipes) nachgewiesen.
Was aber passiert mit den Thysanopteren, wenn das Gewitter da ist?
Niederschläge dürften neben Kälte der gefährlichste abiotische Faktor für Thysanopteren sein. Ihr Verhalten sich zu verkriechen (Thigmotaxis) bedingt zwar, dass viele Individuen im Schutz kleiner Spalten oder in Blattscheiden überleben. Zudem ermöglicht ihr hydrophobes Integument, dass sie – einmal weggespült – im Wasser an der Oberfläche bleiben und in Pfützen wieder ans Trockene gelangen können. Dennoch zeigen Untersuchungen, dass Thysanopterenpopulationen durch Regen allgemein stark dezimiert werden.
Thysanopteren wurden nicht nur mit Gewittern in Verbindung gebracht: Im Sommer 1853 traten in Dänemark hohe Thysanopteren-Abundanzen in Korrelation mit hohen Infektionsraten durch Cholera auf. Dies brachten den Tierchen schnell den Namen »Cholera-Fliegen« ein.
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